Bliaud Teil II: Erneute Recherche

Recherche für ein neues Bliaut

Für meine Mittelalterdarstellung möchte ich mir schon seit einiger Zeit ein Bliaut nähen. Da ist doch der kommende Winter die perfekte Zeit dafür ;)
Wenn ich ein neues Kleidungsstück in Angriff nehme arbeite ich meist mit verschiedenen Quellen um mir ein Bild davon zu machen.
Je nach dem wie aufwendig ein Kleidungstück werden soll, fällt auch meine Recherche aufwendiger aus. Ich arbeite gerne mit Moodboards die auch die verschiedenen Details des Kleidungsstücks zeigen.
Mein Bliaut soll, wie es auch noch im ausgehnden 12. Jahrundert ab und zu der Fall war, nur bis mitte Unterschenkel reichen und darunter die Cotte sichtbar lassen. Über die genaue Form und Länge des Ärmels bin ich mir noch nicht ganz im klaren. Ich möchte den vorderen Teil des Ärmels lang und schmal halten, werde aber die genaue Form mithilfe einer Moulure bestimmen.
Der Ausschnitt soll ein V-ausschnitt werden. Der Saum, der Ärmelsaum und der Halsauschnitt möchte ich mit Besätzen versehen, teils besticken und teils eine schmale Brettchenborte applizieren.
Das Muster für die Borte möchte ich selber zeichnen, nur tue ich mich schwer mit dem Zeichnen von Köperborten. Der Oberstoff des Bliaut wird ein waidblauer leichter Wollköper sein, das Futter und die Besätze sind Krapprot. Die Stoffe haben wir mit unserer Gruppe an einem wunderbaren Färberwochenende mit Hilfe von Stefan Fankhauser von der Schönfärberey gefärbt.





Ursprünglich sollte mein neues Bliaut ja grün und Überlang werden wie in diesem alten Post beschrieben aber die Vorlieben ändern sich ;)

Die Kirche St. Martin in Zillis

Die Deckenbemalung er Kirche von Zillis

Ein wahres Juwel unter den romanischen Kirchen in Graubünden ist die Kirche von Zillis mit ihrer bemalten Decke. Leider hatte ich bis jetzt noch nicht das Vergnügen die Deckengemälde im Original zu bewundern, aber da mein Mann mir diese Bilder mitgebracht hat, möchte ich sie euch nicht vorenthalten.



Die Kirche von Zillis wurde erstmals 831 urkundlich erwähnt. Bei Ausgrabungen wurden jedoch Reste einer frühchristlichen Kirche gefunden, die wahrscheinlich schon um 500 n.Ch. bestanden hat. Anfangs des 12. Jahrhunderts wurde die Kirche neu gebaut und dabei auch die bemalte Decke geschaffen (1109–1114). Diese besteht aus 153 quadratischen Bildtafeln von je ca. 90 cm Seitenlänge. Die Randfelder stellen grösstenteils Fabelwesen dar. Die inneren Bilder sind Themen aus dem Leben Christi gewidmet.
Die volkstümlichen Formen lassen annehmen dass der Künstler aus Rätien selbst gekommen ist. Der Stil besagt auch, dass der Meister sehr wahrscheinlich die Buchmalerei beherrscht hat.

Die Kirche von aussen
Die Decke von Zillis ist die älteste bemalte Holzdecke nördlich der Alpen und weltweit das einzige Werk dieser Art das nahezu vollständig und ohne Übermalung erhalten geblieben ist.
1930 wurde die Decke heruntergenommen, restauriert und nach Zürich gebracht wo sie an der Landesausstellung präsentiert wurde. Das Original hängt wieder in Zillis. Wer nicht so weit fahren möchte kann in Zürich im Landesmuseum die Kopie eines eher kleinen Ausschnittes bewundern.

Beinlinge mit Fussteil Teil 1: Recherche und Schnittmuster

Bildrecherche für Beinlinge um 1180

Mein Mann möchte Beinlinge mit angesetztem Fussteil haben.
Also hab ich mich hingesetzt die Quellenlage studiert und ein Schnittmuster gezeichnet.

Als Grundlage für das Schnittmuster habe ich den Fund vom Bockstensman (nach Nockert/ wahrscheinlich 14. Jahrhundert) sowie die Beinlinge des Erzbischofs vom Bremen (z.B: Kania S.391/ 1. Hälfte 13. Jh.) genommen.
Beide Funde sind leider nach 1200. Den zahlreichen Handschriften nach hat sich die Form der Beinlinge bis auf die Weite, jedoch nicht gross verändert.
Zudem habe ich den Schnitt noch mit der Schnittzeichnung aus Sarahs Thursfield's "The medieval tailor's assistent" verglichen und leicht abgeändert.

Da ich mir nicht sicher war ob meine Schnittkonstruktion funktioniert, habe ich erst eine Moulure erstellt und meinen Mann anprobieren lassen. Das Fussteil musste ich durch abformen relativ stark abändern, so dass die Ähnlichkeit zu den Funden nicht mehr so gegeben ist.
Was beweist das mein Mann total unautenthische Füsse hat.

Zuschnitt der Beinlinge im schrägen Fadenlauf

Die Beinlinge habe ich im Schrägen Fadenlauf zugeschnitten. Der obere Saum ist mit einem ausgezogenen Schrägband verstärkt, da dieser durch das annesteln an der Bruche stark beansprucht wird.

Bliaud Teil I: Recherche

Bildbeispiele für meine Recherche über Bliauds

Für das Sommerlager unserer Gruppe möchte ich mir ein neues Bliaud nähen. Schliesslich braucht Frau bei einem einwöchigen Lager mehr als 2 Kleider.
Oder ich zumindest. Die Erfahrungen haben mich gelehrt das, bei schlechtem Wetter, aus "nass" nicht so schnell wieder "trocken" wird.

Mein neues Bliaud soll grün werden, einen mit Borten oder Stickerei verzierten Ausschnitt und Ärmelsaum haben, und es soll einer Illumination nachempfunden sein. Aus diesem Grund habe ich unser Bildarchiv durchforstet, alle Abbildungen von Bliauds zusammengetragen und zeitlich und Regional geordnet. Nun habe ich mehr als 30 Abbildungen. Das sollte als Grundlage vorerst reichen.

Den Stoff habe ich auch schon bestellt bei Historiskarum in Schweden.
Der hat auch wunderschöne Brokatstoffe, aber leider übersteigen die Preise mein Budget ein kleines Bisschen.
Als nächstes werde ich wohl eine Bortenstudie fürs 12. Jahrhundert machen, damit ich ausarbeiten kann wie die Verzierungen aussehen sollen.

Die Bilder vom Codex Bodmer 127 habe ich übrigens von e-codices, der virtuellen Handschriftenbibliothek der Schweiz. Eine wunderbare Seite mit sehr vielen Handschriften.