Punzierte Messerscheide

Punzierte Messerscheide für ein Hochmittelalterliches Essmesser

Mein Mann hat sich so eine schöne Schwertscheide gemacht, dass ich grad ein Bisschen eifersüchtig geworden bin. Aber jetzt darf ich mit Stolz meine neue Messerscheide mit punziertem Drachen vorstellen! Dazu untenstehend Daniels Text:

Alice kaufte sich ein schönes kleines Messer am Equinox, einem kleinen aber feinen Fantasy-Waldfest in der Nähe von Zürich. Da sie sich schon lange eine punzierte Lederscheide wünschte, hatte ich nun die Möglichkeit, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.


Vorlage für die Punzierungen waren einerseits Scheidenfunde aus London aus dem 12. Jh, welche ausnahmslos punziert waren, sowie Buchillustrationen von Fabelwesen. Ich habe aber trotz der übereinstimmenden Form mit den Londonfunden einen etwas anderen Aufbau gewählt. Die Punzierung ist relativ einfach gemacht, nur mittels Anfeuchten des Leders und Eindrücken mit feinen Schraubenziehern.
Vorgezeichnet habe ich jeweils mit einer Ahle direkt auf das feuchte Leder. Das Leder ist relativ zähes, vegetabil gegerbtes Kalbsleder, dass ich nach dem punzieren wieder einölte.


Die Londonerfunde sind zum Beispiel im "Knives and Scabbards, Medieval Finds from Excavations in London" beschrieben.

Meine neuen Schuhe

Schuhe interpretiert nach einem Schuhfund aus Konstanz, Ende 12. Jh.

Mein Mann hat mir ein paar wunderschöne Schuhe gemacht. Die möchte ich euch nun voller Stolz zeigen:) Und lieb wie er ist, hat er auch gleich noch einen Text dazu geschrieben:

Schuhe zu machen war eigentlich nicht das erste auf der Liste der auszuprobierenden Dinge. Doch da unser einwöchiges Alpenlager ansteht und Alice noch keine passenden Schuhe gefunden hat (und sie hat ziemlich lange gesucht), war selbermachen die einzige Option.


Das Schnittmuster wurde an einem Schuh-Workshop unseres Vereins letzten Winter entwickelt (Abnahme der Fussform). Vorlage für den Schuh waren Funde aus Konstanz, die auf Ende des 12. Jh datiert sind. Der Aufbau ist bei den meisten Funden gleich, zwei spezifische Funde nahmen wir für die Umsetzung der Lasche und der Schuhhöhe. Von der Formgebung und Verarbeitung her sind die Schuhe aus Konstanz übrigens viel filigraner und feiner gearbeitet wie die Funde aus London.
Der Schuh ist wendegenäht, ein ca 4 mm dickes Sohlenleder, umrahmt mit einem weichen Leder zur Dichtung (ca 1 mm) und ein etwa 2 mm dickes Oberleder. Nach dem Nähen der Basisform wurde der Schuh in warmem Wasser gewendet, vorsichtig mit Zeitungen gestopft und stetig eingefettet dass das Leder weich blieb. Dann wurde der Rist-Ausschnitt, die genaue Schuhhöhe und die Lasche ausgeschnitten damit das auch bei beiden Schuhen gleich ist. Danach wurde für den Komfort eine weitere Ledersohle eingelegt, die Verse etwas eingenommen und mit einem weiteren Leder verstärkt.

Die Einfassung um den Rand ist eine Eigeninterpretation um den Schuh noch etwas edler wirken zu lassen, Vorlage dafür war ein Zürcher Schuh von Ende des 12. Jh. Den Schweizer Funden nach zu Urteilen wurden die Schuhe, obwohl Wendegenäht, trotzdem auf einen Leisten genagelt fürs Nähen, daher gehe ich davon aus dass das Oberleder noch etwas dicker sein könnte.

Schuhfund aus Zürich, um 1200. Schweizerisches Landesmuseum

Die Funde von Konstanz finden sich im Buch: Mittelalterliche Lederfunde aus Konstanz von Christiane Schnack. Leider ist das Buch vergriffen.
Englische Schuhfunde finden sich in: Shoes and Pattens,
Finds from Medieval Excavations in London

Punzierte Schwertscheide

Punzierte Schwertscheide

Mein Mann baute sich eine Schwertscheide mit Punzierungen, hier sein Text dazu:
"Die Scheide besteht aus einem Holzkern welcher mit Lammfell ausgekleidet ist, eingefasst in Ziegenleder. Die Gürtung besteht aus festerem Rindsleder. Die Bindung wurde von mehreren Quellen rekonstruiert, verschiedene Illustrationen zwischen 1170 und 1190 zeigen ähnliche Bindungen. Detailliertere Rekonstruktionen sind aber fast nur von späteren Fresken möglich, etwa vom Naumburger Dom (1220–1250) oder dem Grabmal vom Erzbischof Siegfried III (1250), wobei auch da meist nur die Vorderseite der Scheide zu sehen ist.

Die Punzierung habe ich nachträglich hinzugefügt, um meiner Schwertscheide einen individuelleren Charakter zu verleihen. Vorlagen waren Funde von Messerscheiden aus dem ausgehenden 12. Jh (Knives and Scabbards, Medieval Finds from Excavations in London), sowie die Stilistik von Buchmalereien und Schnitzereinen um 1180 aus Zentraleuropa."