Kindercappa aus Zwiebelgefärbter Wolle

Kindercappa aus zwiebelgefärbter Wolle

Für unseren Kleinen brauchten wir noch ein wärmendes Mäntelchen. Ich habe mich dabei für eine Cappa entschieden, da er sich in dieser besser bewegen kann. Die Cappa ist hinten und vorne gleich lang und hat eine Kapuze die in der vorderen Mitte am Halsausschnitt 2cm überlappend ist. Dadurch ist der Hals etwas besser geschützt. Nach einem Wochendende intensiver Testphase habe ich beschlossen, dass ich sie an den Seiten noch ca. 10cm zunähen möchte. So dass wie bei einer Reisecappa Armlöcher entstehen.

Den naturfarbenen Wollstoff habe ich mit einer Zwiebelschalenfärbung orange gefärbt. Leider weiss ich nicht mehr wo ich den Wollstoff bezogen habe, er ist aber ca. 400g/m. Die Wolle habe ich erst mit 10% Alaun vorbegeizt. Auf Flinkhand findet sich eine gute Anleitung dafür.
Für die Farbflotte habe ich ca. 75% des Gewichts des Färbeguts an Färberdroge genommen. Das ergibt ein sehr schönes Orange. In der Anleitungen die ich gefunden habe wurde zwar meist mit 100% gearbeitet, mir sind jedoch die Zwiebelschalen ausgegangen. :)

1. und 2. Zug zwiebelgefärbter Wollstoff

Je weniger Färberdroge man nimmt, desto heller und gelber wird das gefärbte Stoffstück.
Die Zwiebelschalen wurden im kaltem Wasser angesetzt und langsam aufgekocht. Nach ca. 1.5 Stunden köcheln lassen habe ich den Sud wieder abkühlen lassen und die Zwiebelschalen herausgefischt.
Danach wurde der vorher gebeizten Wollstoff ebenfalls in dem fast kalten Sud langsam erhitzt und ca 1.5h Stunden knapp unter dem Siedepunkt auf der gleichen Temperatur gelassen. Alle 15 - 20 Minuten habe ich den Stoff aus dem Färbebad gehoben und neu reingelegt da ich einen eher knappen Topf habe und etwas Angst vor Flecken hatte. Zum auskühlen habe ich den Stoff über Nacht in der Flotte gelassen und danach sehr gründlich ausgespühlt.
Für den zweiten Zug bin ich gleich vorgegangen nur habe ich die Flotte noch etwas verdünnt und den Stoff nach ca. 2h abkühlen herausgehoben.

Nähanleitung: Verschiedene Nahtarten


Zwei Beispielseiten aus der Nähanleitung Nahtarten um 1180

Passend zur Nähanleitung "Die Cotte für den Mann um 1180" habe ich auch noch eine Anleitung erstellt, die sich mit verschiedenen möglichen Nahtarten befasst. Die Anleitung soll den im Nähen nicht so versierten Mitgliedern unseres Vereins bei ihren Nähprojekten helfen.
Zu den jeweiligen Abbildungen habe ich auch noch ein Musterblätzchen erstellt. Es bringt aber leider nichts wenn ich diese auf den Blog stelle.

Die gezeigten Stiche sind nur eine kleine Auswahl von den fast unzähligen Stichen und Kombinationsmöglichkeiten die es gab.

Alle in dieser Anleitung gezeigten Nahtarten sind für Mittelalterkleidung verwendbar.
Es gibt keine klaren Regeln welche Nahtart sich nun für ein bestimmtes Kleidungsstück oder ein bestimmtes Material eignet. Um die richtige Technik auszuwählen hilft es sich einige Gedanken zu machen.
- Wie dick ist der Stoff?
- Wie stark franselt der Stoff aus?
- Was für eine Naht passt optisch zum Stoff?
- Wie stark wird die Naht beansprucht?
- Welche Naht passt zu meiner Darstellung?

Die einzelnen Stichbezeichnungen stammen einerseits aus Fachliteratur, andererseits sind es auch Bezeichnungen die ich als Kostümschneiderin gelernt habe und deshalb Schweizerdeutsche Begriffe. Es ist gut möglich dass ihr bei eurer Recherche auf die selbe Nahttechnik unter einem anderen Namen stösst.

Die gesamte Anleitung findet ihr hier zum Download.

Nähanleitung Cotte

Seite 1 und 2 der Nähanleitung "Die Cotte für den Mann"

Vor 2 Wochen habe ich für unsere Mittelaltergruppe einen kleinen Workshop zum Thema "Wie nähe ich eine Cotte" geleitet. Der Workshop sollte dabei nicht die Nähprofis ansprechen, sondern die Nähanfänger oder die welche sich nicht getrauen ein "jungfräuliches" Stück Stoff zu zerschneiden. Damit das Gehörte nicht gleich wieder verschwindet und als direkte Hilfestellung bei den ersten Versuchen, habe ich zum Workshop noch eine Anleitung geschrieben.

Da die Anleitung vorallem für Näh- und Mittelalter-Anfänger sinnvoll ist habe ich sie bewusst einfach gehalten. Um nicht allzusehr zu verwirren gehe ich zum Beispiel nicht zu stark auf die Quellenlage von Cottes und Surkotes ein. Auch habe ich mich entschieden eher die einfacheren Techniken aufzuzeigen. (Zum Beispiel beim Thema Ausschnitt).
Die gezeigten Arbeitsschritte sowie das Schnittmuster sind eine Möglichkeit wie man vorgehen kann. Selbstverständlich gibt es verschiedene Lösungswege und viel vertieftere Erkenntnisse zum Thema Cotte.

Die Nahtarten werden hier nur kurz erläutert, da ich zusätzlich noch eine eignene Anleitung zu diesem Thema erstellt habe. Diese werde ich hier auch noch einstellen. Vielleicht hilft die Anleitung ja jemanden von euch um etwas mehr Sicherheit beim Nähen zu geben.
Wer die ganze siebenseitige Anleitung als PDF möchte findet sie hier.

Beinlinge mit Fussteil Teil 2: Nähen

Beinlinge mit angesetztem Fussteil

Die Beinlinge für meinen Mann sind fertig und gefallen mir ganz gut.
Bevor ich mich an die feine Handnaht gemacht habe, heftete ich einen Beinling zusammen und liess meinen Mann nochmals anprobieren. Dies da der Originalstoff doch um einiges dicker ist, als die Moulure die ich angefertigt habe.
Nach einigen kleinen Änderungen konnte es dann ans Nähen gehen.

Da ich einen dichten, angewalkten Wollstoff genommen habe, musste ich die Schnittkanten nicht versäubern. Für eine schöne, flache Naht habe ich deshalb die Nahtzugabe auf 5 mm zurück geschnitten, übereinander gelegt und zusammen geheftet. Natürlich könnte man die Nähte auch nur mit Stecknadeln fixieren, aber ich mag es lieber geheftet. Zusammengenäht habe ich die Beinlinge mit einem Überwendlungstich, einmal um die Stoffkante auf der rechten Stoffseite und einmal auf der Linken.

Das Fussteil wird an das Beinteil genäht, danach werden die Beinlinge geschlossen.

Als erstes wird das Fussteil an das Beinteil genäht. Danach werden die Beinlinge geschlossen, von der Fussspitze beginnend.
Für einen angenehmeren Tragekomfort  habe ich die Beine noch mit einem feinen, weissen Leinenstoff gefüttert. Das Futter wird an der oberen Kante, rechte auf rechte Stoffseite genäht und danach verstürzt.

Die Geschlossene Fussnaht und das Futter bevor es verstürzt wird.

Da mein Mann etwas Bedenken hatte, dass ihn die Naht unter der Fusssohle stören könnte, habe ich die Beinlinge nur bis zu den Knöcheln gefüttert. Damit das Futter gut hält habe ich es mit einer dreifachen Ziernaht festgenäht. Dieselbe Ziernaht habe ich auch am oberen Ende der Beinlinge verwendet damit das Futter nicht rausrutscht und um mehr Stabilität zu geben.
Zuletzt habe ich vorderen oberen Rundung  jeweils zwei Nestellöcher eingeschnitten und umnäht.  An denen werden die Beinlinge an der Bruche festgenestelt.

Beinlinge mit Fussteil Teil 1: Recherche und Schnittmuster

Bildrecherche für Beinlinge um 1180

Mein Mann möchte Beinlinge mit angesetztem Fussteil haben.
Also hab ich mich hingesetzt die Quellenlage studiert und ein Schnittmuster gezeichnet.

Als Grundlage für das Schnittmuster habe ich den Fund vom Bockstensman (nach Nockert/ wahrscheinlich 14. Jahrhundert) sowie die Beinlinge des Erzbischofs vom Bremen (z.B: Kania S.391/ 1. Hälfte 13. Jh.) genommen.
Beide Funde sind leider nach 1200. Den zahlreichen Handschriften nach hat sich die Form der Beinlinge bis auf die Weite, jedoch nicht gross verändert.
Zudem habe ich den Schnitt noch mit der Schnittzeichnung aus Sarahs Thursfield's "The medieval tailor's assistent" verglichen und leicht abgeändert.

Da ich mir nicht sicher war ob meine Schnittkonstruktion funktioniert, habe ich erst eine Moulure erstellt und meinen Mann anprobieren lassen. Das Fussteil musste ich durch abformen relativ stark abändern, so dass die Ähnlichkeit zu den Funden nicht mehr so gegeben ist.
Was beweist das mein Mann total unautenthische Füsse hat.

Zuschnitt der Beinlinge im schrägen Fadenlauf

Die Beinlinge habe ich im Schrägen Fadenlauf zugeschnitten. Der obere Saum ist mit einem ausgezogenen Schrägband verstärkt, da dieser durch das annesteln an der Bruche stark beansprucht wird.